Barfuß über Scherben

Wenn die Ämter, von denen du dir Hilfe versprichst, Menschenrechte mit Füßen treten? Was tust du, wenn deine Eltern sich trennen und du hin- und hergeschoben wirst wie ein Möbelstück? Wenn niemand dich nach deinen Gefühlen fragt? Wenn deine Mutter nicht versteht, dass du deinen Vater vermisst? Wenn dein Leben ein Minenfeld ist, ein Drahtseilakt über dem Abgrund?

Dietmar Nikolai Webel hat den Autor Gunnar Kunz zu dieser Geschichte einige Fragen gestellt:

Ich bitte Sie um eine kurze Vorstellung.

Seit vielen Jahren lebe und arbeite ich als Autor, überwiegend im belletristischen Bereich. Veröffentlicht sind derzeit eine Krimiserie, die in der Weimarer Republik spielt (bisher 4 Bände), ein Nibelungenroman, ein Fantasyroman im Venedig des 15. Jahrhunderts, ein Kinderbuch und ein erzählender Bildband über Schottland, wo ich zwei Jahre lang gelebt habe, daneben Kurzgeschichten, Hörspiele und über 40 Theaterstücke. Wer sich dafür interessiert. www.gunnarkunz.de

Sie stellen gerade ein Buch zusammen, um welche Themen wird es gehen?

Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Kurzgeschichten, in denen es um Scheidungskrieg und Umgangsvereitelung geht, um die Beschneidung von Jungen, häusliche Gewalt gegen Männer, Falschbeschuldigung im Vergewaltigungsvorwurf, Kindesmissbrauch durch die Mutter und vieles mehr. Also vor allem um Tabuthemen der Geschlechterdebatte, aber auch um alltägliche männliche Lebenswirklichkeit, ein Kaleidoskop männlicher Erfahrungen.

Warum greifen Sie diese Themen auf?

Weil mich die Doppelmoral in der Geschlechterdebatte aufregt, die Denkverbote und die männerfeindlichen Bemerkungen. Es gibt natürlich zu all diesen Themen Sachbücher und Blogs, ich glaube jedoch, dass es dringend notwendig ist, dem Leid hinter den Zahlen und Statistiken ein Gesicht zu geben, wenn man etwas verändern will, also die Themen auch in der Belletristik aufzugreifen.
Wenn wir z.B. nackte Sachinformationen darüber lesen, dass häusliche Gewalt zur Hälfte von Frauen ausgeübt wird, dann setzen sofort bei einem großen Teil der Bevölkerung Denkschablonen ein und sie stellen sich einen schwachen Mann vor, auf den sie meinen, herabsehen zu dürfen. Wenn man jedoch in einer Geschichte emotional nachvollziehbar macht, warum ein Mann in einer bestimmten Situation auf eine bestimmte Weise reagiert, was er dabei fühlt, wie er sich bemüht, einen Konflikt zu lösen, kurz: dass es sich dabei um einen ganz normalen Mann handelt, mit dem wir uns identifizieren können, weil es jedem von uns jederzeit genau so zustoßen könnte, dann kann man diese Vorkommnisse nicht mehr so leicht von sich wegschieben. Hoffe ich.

Eine Geschichte heißt „Barfuß über Scherben“, warum haben Sie dieses Bild gewählt?

Ich habe nach einem sprechenden Bild für die Situation von Scheidungsvätern und -kindern gesucht, einerseits dafür, dass das alte Leben und alles, was man sich einmal erhofft hat, zerbrochen ist, andererseits auch dafür, dass man in einer solchen Situation besonders verletzbar ist, dass man sich ohne Schutz, ohne Rüstung, gewissermaßen nackt und bloß einem solchen Krieg stellen muss.

Warum werden Vater und Kinder verletzt, aber niemand gebietet der Mutter Einhalt?

Das hat mit jahrtausendealten Mythen über Männer und Frauen zu tun. Offenkundig möchte ein großer Teil der Bevölkerung, zumindest aber der Verantwortlichen in Politik, Justiz und Medien gern glauben, dass Frauen hilflose Kinder sind, denen weiße Ritter zu Hilfe kommen müssen. Was das allerdings mit einem progressiven Geschlechterbild und Gleichberechtigung zu tun haben soll, hat mir noch niemand erklären können.

Sie klagen das Rechts- und Helfersystem an, warum?

Im Zuge meiner Recherchen bin ich auf einen oft zitierten Satz von Anton Bittler gestoßen: „Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die seit Jahren explosive Ausweitung des Helferpotentials in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen steht. Institutionen, die angeblich zur Überwindung von Problemen geschaffen wurden, halten diese geradezu aufrecht. Es kommt nicht mehr auf das Was und Wie an, sondern darauf, dass eine Menge verschiedener Leute mit den Problemen ein und desselben Kindes ihren Lebensunterhalt verdienen.“ Mit diesem Zitat ist eigentlich alles gesagt. Ich bin überzeugt davon, wenn Gerichte, Jugendämter und Medien den Sorgerechtskrieg nicht derart anheizen, sondern ein Verbrechen wie Umgangsvereitelung bestrafen würden, würden sich auch Paare in der Scheidung anders verhalten, und wir hätten viele Probleme nicht .

Chancengleichheit, was bedeutet das für Jungen, Männer und Väter?

Keine Privilegien für wen auch immer, keine Geschlechterjustiz, Respekt vor dem anderen. Das allerdings werden wir erst erreichen, wenn auch der Letzte verinnerlicht hat, dass Männer dasselbe Recht auf körperliche und seelische Unversehrheit besitzen wie Frauen. Ein zentraler Punkt in meinem Buch.

Kann man einzelne Geschichten schon heute lesen?

Ja. „Barfuß über Scherben“, meine Geschichte über Scheidungskrieg und Umgangsvereitelung, wurde soeben vorab veröffentlicht und ist als Buch bei Amazon für 3,75 Euro und als E-Book bei Neobooks, Amazon und anderen Anbietern für 0,99 Euro erhältlich.

„Unberühbrar oder: Nur ein kleiner Schnitt“, eine Geschichte über Genitalverstümmelung bei Jungen, und „Komm her, sagt Mama“, eine Geschichte über Kindesmissbrauch durch die Mutter, sind als Buch bei Amazon für jeweils 3,54 Euro und als E-Book für jeweils 0,99 Euro bei Neobooks, Amazon und vielen weiteren Anbietern erhältlich.

Bestellung hier: www.amazon.de/Barfu%C3%9F-%C3%BCber-Scherben-Gunnar-Kunz/dp/1499285299



Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Gern geschehen.