Für den bundesweit aktiven Verband und seine gut 4.000 Mitglieder war es ein Schock: Zum April 2023 traten plötzlich drei Vorstandsmitglieder zurück. Marco Michelmann, Stephanie Linssen und Markus Witt konnten ihre Aufgaben nicht weiter wahrnehmen.
Nachwahl nötig, um handlungsfähig zu bleiben
Deren freiwilliges Ehrenamt stieß nicht nur aus privaten und zeitlichen Gründen an seine Grenze. Die Vereinsmitglieder und rund 100 lokalen Gruppen trugen hohe Erwartungen und viele berechtigte Wünsche an sie und die Geschäftsstelle heran.
Doch ohne öffentliche Fördermittel und mit faktisch nur 1 ½ hauptamtlichen Stellen im Verband sind diese Wünsche nur schwer erfüllbar. Somit war man sich unter diesen Umständen uneinig, welche Brandherde zuerst gelöscht und welche Missstände im deutschen Familienrecht bzw. der Politik zuerst und wie gelöst werden könnten.
In der 35-jährigen Geschichte des Vereins ein einzigartiger Vorgang
Die verbleibenden Vorstandsmitglieder Karsten Rulofs und Marcus Gnau sollten nicht lange allein bleiben. Über den Bundesgeschäftsführer Rüdiger Meyer-Spelbrink riefen sie alle Mitglieder unverzüglich auf: “KandidatInnen gesucht! Nachwahl im Juni!” Man brauche drei, besser fünf Personen im Vorstand, um zweifelsfrei legitimiert zu sein.
Es zahlte sich aus, dass alle Mitglieder naturgemäß und im wahrsten Sinne des Wortes krisenerprobt sind. Denn 14 Vereinsmitglieder erklärten sich unverzüglich dazu bereit, Mitverantwortung zu übernehmen, damit der Vorstand wieder komplett wird.
Diesmal standen nur Männer zur Wahl – doch ca. 10 % der Mitglieder sind Frauen
Auch Mütter, Großmütter, Tanten u.v.m. leiden unter Entfremdung und Ausgrenzung. Obwohl man sich wieder ein repräsentatives Team wünschte, kandidierten diesmal nur Väter. Seit dem Jahr 2009 gehörte dem Vorstand immer mindestens eine Frau an.
Die Kandidaten stellten sich den gut 4.000 Mitgliedern mit Bewerbungstexten und soweit möglich persönlich in den Kreisvereinen sowie in Videokonferenzen vor. In weiteren Webmeetings befragte man auch den bisherigen Vorstand und tauschte sich aus, um die dringendsten Themen und Aufgaben, und erste Lösungen, zu identifizieren.
Daraufhin entsandten die Kreisvereine insgesamt 58 stimmberechtigte Delegierte zur Bundesmitgliederversammlung am 17.06.2023 nach Frankfurt am Main. Dort standen die Kandidaten den Delegierten und Teilnehmern noch einmal Rede und Antwort.
Delegierte wählen bei der Bundesmitgliederversammlung
Im Ergebnis erhielten Elmar Riedel, Markus Koenen und Christoph Köpernick die meisten Stimmen, nahmen die Wahl an und komplettieren nun den Bundesvorstand.
Doch ganz so eindeutig sah das Wahlergebnis zunächst nicht aus. Denn im ersten Wahlgang erhielten die Kandidaten Christoph Köpernick und Franzjörg Krieg ähnlich viele Stimmen, aber verfehlten beide die absolute Mehrheit.
Elmar Riedel und Markus Koenen hatten ihre Wahl da bereits in der Tasche. Im zweiten Wahlgang hat es dann überraschend und knapp mit der absoluten Mehrheit für den bisher wenig bekannten Christoph Köpernick gereicht.
Die Mitglieder des Bundesvorstandes stellen sich vor
Karsten Rulofs, kaufm. Angestellter, Jahrgang 1965, ist seit 2021 im Bundesvorstand, seit 2017 im Landesverein Berlin-Brandenburg aktiv und dort seit 2018 im Vorstand. Ihm liegt am Herzen, dass akut Trennungsbetroffene möglichst überall die beste Unterstützung erfahren und alle familienpolitischen Kräfte an einen Tisch kommen.
Elmar Riedel, Versicherungskaufmann, Jahrgang 1957, ist seit 2009 im Kreisverein Mainz aktiv und seit 2013 dessen 1. Vorsitzender. Er macht sich für die Doppelresidenz von Kindern getrennt lebender Eltern stark, organisiert zahlreiche Veranstaltungen und wirkt intensiv bei der Tätigkeit des Verbandes in die (Fach-)Öffentlichkeit mit.
Christoph Köpernick, Betriebswirt und u.a. ehrenamtl. Bürgermeister einer Landstadt, Jahrgang 1984, ist seit 2021 Mitglied im Landesverein Berlin-Brandenburg. Er wirkt mit, damit der Verband stärker wird, allen Betroffenen Halt bietet und familienrechtliche Missstände in Deutschland endlich beseitigt werden.
Markus Koenen, Informatiker und Manager in einem internationalen IT-Unternehmen, Jahrgang 1968, ist seit 2017 im Kreisverein Köln aktiv und dort seit 2019 im Vorstand. Neben der weiterhin verbesserungswürdigen Situation für Väter in Deutschland hat er alle Betroffenen und Angehörigen im Blick und setzt sich für die Neuausrichtung ein.
Marcus Gnau, Jurist, Jahrgang 1964, ist seit 2021 erneut im Bundesvorstand, seit 2005 im Kreisverein Frankfurt am Main aktiv und dort seit 2006 im Vorstand. Er ist auf gerichtliche Sorge-/Umgangsverfahren spezialisiert und berät betroffene Mitglieder. Er organisiert die Kanufreizeiten und das Trennungskinder-Feriencamp des Vereins.
Öffentlichkeitsarbeit und politisch aktiv sein
Der Vorstand setzt die Beschlüsse der Mitgliederversammlung um. Er koordiniert und verantwortet im Interesse der Landes- und Kreisvereine die Aktivitäten im Verband.
Damit sich die Situation für die Kinder und Betroffenen nachhaltig verbessert, ist man insbesondere in Deutschland politisch aktiv.
Das von allen Mitgliedern erarbeitete Leitbild bildet hierfür die Grundlage.
Wichtigste Positionen
∎ Allen Kindern beide Eltern
∎ Kooperative Elternschaft nach Trennung
∎ Aufwertung der Rolle der Väter
∎ Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe
∎ Achtung der UN-Kinderrechtskonvention
Der Verband beteiligt sich u.a. mit Stellungnahmen an Gesetzgebungsverfahren und hilft u.a. im Aktionsbündnis “Genug Tränen!” Missstände öffentlich sichtbar zu machen.
Seit 2003 organisiert der Verband Fachveranstaltungen wie den Familienkongress, um den interdisziplinären Austausch der Professionen und engagierter Eltern zu fördern. Zu den Referenten gehören Richter, Psychologen, Anwälte, Pädagogen und viele mehr.
Herzstück ist die Beratung und Hilfe für Betroffene vor Ort
Im föderal organisierten Verband leisten die Kreisvereine und die vor Ort tätigen rund 100 lokalen Gruppen die eigentliche Arbeit. Ehrenamtliche beantworten akute Fragen an Hotlines, moderieren Selbsthilfegruppen und leiten Fachgruppen zu beispielsweise Unterhaltsfragen und dem Umgang mit Eltern-Kind-Entfremdung.
Der Verband gibt den Kreisvereinen Qualitätsfaktoren zur Unterstützung einer einheitlichen fachlichen und weiterbildenden Tätigkeit an die Hand. Erste Kreisvereine bieten psychosoziale Beratung, sind als Freie Träger der Jugendhilfe anerkannt und leisten Umgangsbegleitungen im Auftrag von Jugendämtern und Familiengerichten.
Markus Witt konzentriert sich auf seine Arbeit im Landesverein Berlin-Brandenburg
Die Mitgliederversammlung dankte Marco Michelmann und Stephanie Linssen für ihre Mitarbeit im Vorstand. Uli Severin sprach am 17.06.2023 eine Lobrede zu Ehren des anwesenden Markus Witt – für sein langjähriges und starkes Engagement auf Bundesebene. Dieser stellte klar, dass er dem Verband erhalten bleibt und sich weiter auf seine Vorstandsarbeit im Landesverein Berlin-Brandenburg konzentriert.
Die Delegierten und der Vorstand bedankten sich herzlich bei Hans-Peter Brüggen für seine Versammlungsleitung und die Vorstellung des Kassenprüfungsberichts.
Über den Verband
Der Väteraufbruch für Kinder e.V. (VAfK) ist der mitgliederstärkste, bundesweit vertretene Interessenverband für von Kindern getrennt lebende Eltern und Väteremanzipation. Er vertritt 4.000 Mitglieder in rund 100 lokalen Gesprächskreisen, Kontaktstellen und Kreisvereinen, darunter etwa 10 % Frauen.
Warum das wichtig ist
Die Menschen im VAfK verbindet, dass ihnen, ihren Kindern oder ihren Liebsten Schlimmes widerfahren ist oder widerfährt oder sie andere davor bewahren wollen. Sie stehen stellvertretend für die schätzungsweise 200.000 jährlich neu Betroffenen [Annahme: 3 Betroffene (1 Kind, 2 Angehörige) je Kontaktabbruch, vgl. Baumann et al., ZKJ 2022, 245].
Ziel des seit dem Jahr 1988 aktiven VAfK ist es, das Aufwachsen von Kindern in ihren Familien durch ein verstärktes Engagement ihrer Väter und durch kooperative Elternschaft, insbesondere nach Trennung und Scheidung, nachhaltig zu verbessern.
Der VAfK versteht sich als Verein für Kinderrechte, als Familien- und Elternverband und als Organisation, die eine fürsorgende und liebevolle Beziehung beider Eltern zu ihren Kindern stärkt sowie für die Gleichstellung von Müttern und Vätern eintritt.
Mitglied werden oder spenden
Der Mitgliedsbeitrag beträgt nur 60 € im Jahr. Weitere Familienmitglieder zahlen nur 30 €. Der VAfK ist als gemeinnütziger Verein anerkannt und auf Spenden angewiesen, um seine Öffentlichkeitsarbeit und Beratungsangebote vor Ort leisten zu können.
Der VAfK toleriert keine extremistischen Tendenzen – weder von links noch rechts. Er ist ein Antidiskriminierungsverband und ist im deutschen Lobbyregister eingetragen.
Ansprechpartner
- Pressekontakt, presse@vafk.de
- Bundesvorstand, bundesvorstand@vafk.de
- Bundesgeschäftsführer Rüdiger Meyer-Spelbrink, meyer-spelbrink@vafk.de, 0176 - 1049 5671