Väteraufbruch für Kinder auf Kurs zum „Familienverband“

Der 10. Familienkongress in Halle (Saale) bestätigt den Trend der bundesweit mitgliederstärksten Väterorganisation zur Kooperation und Vernetzung mit allen Beteiligten bei Trennung und Scheidung:

Über 3,2 Millionen Scheidungskinder in den letzten 20 Jahren fordern gesellschaftliche Konsequenzen!

Frankfurt, den 2011-11-15. Die gravierenden gesellschaftlichen Probleme infolge zunehmender Trennungen und Scheidungen waren der Hintergrund des Familienkongresses in der Stadt Halle (5.-6.11.2011) an dem sich Experten verschiedener Professionen mit den Aktiven des Väteraufbruch für Kinder trafen. Das Leitthema „Kooperation durch Vernetzung“ verdeutlichte, dass sich der 1988 gegründete Selbsthilfeverein für Trennungs- und Scheidungsbetroffene, inzwischen organisiert in 90 Kreisvereinen in Deutschland, zu einer anerkannten Interessensorganisation entwickelt hat. Inzwischen sind ca. 5% der über 3000 Verbandsmitglieder Frauen. Die Referate und Arbeitsergebnisse des Kongresses spiegelten den noch immer bestehenden Reformbedarf wieder. Der Überblick des Familienrechtsanwalts Josef Mohr (München) belegte, dass trotz umfassender Familienrechtsreformen in den letzten 10 Jahren vor allem unverheiratete Väter noch immer keine gleichwertigen Elternteile sind.

In Deutschland gibt es inzwischen rund 2,2, Millionen ‚allein erziehende‘ Mütter, jede fünfte Familie ist eine ‚Restfamilie‘ mit einem Elternteil und zu 87% sind dies Frauen… Vierzig Prozent dieser ‚Restfamilien’ leben von Hartz IV und Sozialhilfe.„Braucht man einen Vater? Braucht man überhaupt noch Eltern?“ lautete die provokative Frage von Ulla Bundrock-Muhs, der Bundesvorsitzenden des Verbands Anwalt des Kindes (VAK) – und die Antwort war ein eindeutiges ,Ja’ – Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung Vater und Mutter, die ihnen Sicherheit, Geborgenheit und Werte vermitteln!

Abbau von Blockaden, Deeskalation von Elternkonflikten zur Vermeidung der gerichtlichen Eskalationsspirale, Stärkung der Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit der Eltern mit Fokus auf die Kinder, interne und externe Vernetzung der Beratungsarbeit: das ist das gemeinsame Ziel der in Halle vorgestellten Beratungskonzepte der VAfK-Kreisvereine Hamburg, Frankfurt, Karlsruhe und Dresden. Die Beratungsarbeit des Väteraufbruch für Kinder soll dahingehend professionalisiert werden, dass das umfangreiche Erfahrungspotenzial und Praxiswissen des Verbands mit Aus- und Weiterbildungsmodulen erweitert wird. Durchschnittlich sind acht unterschiedliche Professionen wie Richter, Anwälte, Sozialarbeiter, Gutachter und andere an einem Scheidungsfall beteiligt. Der VAfK bietet den Rat und Hilfe suchenden Eltern und ihren Angehörigen in ihrer Konfliktsituation die jeweils notwendige Orientierungshilfe und Begleitung. Dies geschieht durch qualifizierte Beratung, kann aber auch durch Kommunikation und Kooperation mit den Behörden geschehen. Da das neue Mediationsgesetz bei Scheidungsfällen Auswege aus Konflikten ermöglicht, referierte die Rechtsanwältin und Mediatorin Iris Berger (Aschaffenburg) über Optionen beim Streit um elterliche Sorge: „Die Balance zwischen Streitenden herzustellen ist möglich mit Achtsamkeit, Respekt und Toleranz!“

Rainer Sonnenberger, Bundesvorsitzender des Väteraufbruch für Kinder, stellte sein Modell eines ‚Kooperationsmanagers’ als Betreuer für Trennungseltern vor, der „als Dritter im Bunde“ auf Zeit zwischen Vater und Mutter für sinnvolle, kooperative Familienentscheidungen sorgen könnte.

Dietmar Nikolai Webel, , der in Kooperation mit der Stadt Halle und der Gleichstellungsbeauftragten zum zehnten Mal den Familienkongress ausgerichtet hat, kündigte am Ende der Veranstaltung das Familienkongressthema 2012 an: ‚Gutachter und Gutachten’.