Bundesvorsitzender: Es darf keine Väter 2. Klasse geben!

Rainer Sonnenberger beschäftigte sich schon seit vielen Jahren mit der Verwirklichung eines gemeinsamen Sorgerechtes. Er hat mit seinem Team die erste Sorgerechtsuntersuchung in Deutschland vorgelegt, er hat Unstimmigkeiten bei der Untersuchung des BMJ zum Sorgerecht aufgedeckt. Rainer steht für Väterpolitik.de - eine Politik mit Vätern. Dietmar Nikolai Webel spricht mit dem Bundesvorsitzenden Rainer Sonnenberger:

Rainer, ich bitte auch Dich hier vorzustellen.

Ich bin Rainer Sonnenberger, Bundesvorsitzender des Väteraufbruch für Kinder e.V. und natürlich Vater.

Was sind die Höhepunkte auf der diesjährigen Demo?

Ein absolutes Novum ist die Paddel-Demo auf der Spree, die normalerweise für Paddelboote gesperrt ist. Die Demo startet um 11 Uhr am Oststrand und trifft später am ARD-Hauptstadtstudio auf den Straßenumzug, der um 12 Uhr am Berliner Hauptbahnhof beginnt.

Zu Beginn der Straßendemo gegen werden die Demonstranten am Hauptbahnhof von Monika Ebeling und Horst Zaunegger begrüßt. Monika Ebeling wurde unter großer medialer Berichterstattung als Goslarer Gleichstellungsbeauftragte abgesetzt, weil sie sich stark für Väter engagiert hatte. Horst Zaunegger hat mit seiner erfolgreichen Klage gegen die gesetzliche Regelung des Sorgerechts den Anstoß zu der aktuellen Reform gegeben. Ohne ihn würden wir am Samstag nicht demonstrieren.

Außerdem wird das Eintreffen von Fahrradfahrern erwartet, die am Dienstag in Würzburg aufgebrochen sind, um an der Demo in Berlin teilzunehmen.

Weitere Höhepunkte sind die Zwischenstopps an den Bundesministerien für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Justiz. Den dröhnenden Abschluss macht der Bremer Rapper Chrisdope auf dem Gendarmenmarkt.

Lässt sich kurz skizzieren, wie die Vorbereitung lief und wie viele Menschen daran beteiligt waren?

Die Demo-Vorbereitung wurde vor allem von Rüdiger Meyer-Spelbrink und Dietmar Nikolai Webel übernommen. Unermüdlich hat sich Rüdiger dafür eingesetzt, dass die Paddel-Demo veranstaltet werden kann, ist dafür zwei Mal nach Berlin gereist und hat viele organisatorische Detailfragen rund um Demo geklärt. Andere VAFK-Mitlgieder haben bei Einzelprojekten mitgearbeitet. Dafür möchte ich hier schon einmal allen herzlich danken. 

Gemeinsames Sorgerecht ist das Motto, ist es nur ein Thema für nichtsorgeberechtigte Väter?

Auf den ersten Blick sieht das so aus, weil unverheiratete Väter von der Reform unmittelbar betroffen sind: Sie bleiben faktisch von wichtigen Entscheidungen für ihr Kind ausgeschlossen, müssen einen Antrag für das gemeinsame Sorgerecht stellen und bleiben somit Väter 2. Klasse.

Beim genaueren Hinsehen geht das Thema aber alle an – Väter, Mütter und vor allem auch Kinder – weil es um den Stellenwert des Vaters in unserer Gesellschaft geht: Wenn der Gesetzgeber beim Sorgerecht festschreibt, das Väter eben nicht genauso wichtig für ihre Kinder sind wie Mütter, dann hält er an einer Atmosphäre für weitere Diskriminierungen fest: Gerichten fällt es dann z.B. im Trennungsfall viel leichter, auch sorgeberechtigte Väter zu entsorgen.

Es darf deshalb keine Väter 2. Klasse geben – dagegen müssen sich alle Männer und Frauen wehren, die wie wir dafür eintreten, dass Kinder von ihren beiden Eltern erzogen werden.

Warum ist das Sorgerecht für Väter so wichtig?

Juristisch geht es um die Mitbestimmung bei wichtigen Entscheidungen, die das Kind betreffen und seine Identität prägen, wie z.B. die Namensgebung, Wahl von Wohnort, Kita und Schule, Religionszugehörigkeit und schwerwiegende medizinische Eingriffe. Das Sorgerecht bietet Vätern z.B. einen gewissen Schutz dagegen, dass die Mutter mit dem Kind einfach ins Ausland zieht.

Darüber hinaus geht es um ein Stück Anerkennung und Emanzipation der Väter von Müttern: Das Sorgerecht betrifft die rechtliche Beziehung zwischen Vater und Kind. Es darf deshalb nicht davon abhängen, in welchem Familienstand der Vater zur Mutter steht. Es geht letztendlich um die Frage, ob der Vater für sein Kind ein rechtlich eigenständiges Elternteil ist oder bloß ein Anhängsel an die Mutter.

Was sind die Themen über das Sorgerecht hinaus, mit denen sich der Verein beschäftigt?

Kernaufgabe des Väteraufbruchs ist die bundesweite Beratung und Unterstützung von Vätern und zunehmend auch Müttern vor, während und nach einer Trennung ihrer Familie. Diese Aufgabe wird von vielen ehrenamtlichen Mitgliedern quer durch Deutschland übernommen, die z.T. in eigenständigen lokalen Vereinen organisiert sind oder als Einzelpersonen ihre Unterstützung anbieten.

Aus dieser Tätigkeit ergeben sich immer wieder politische Fragestellungen, die auf unseren Familien- und Väterkongressen in Halle und Karlsruhe diskutiert werden.

Neben dem Sorgerecht ist u.a. das Doppelresidenzmodell ein zentrales Thema, d.h. nach einer Trennung betreuen Mutter und Vater ihre Kinder abwechselnd zu gleichen Zeitanteilen. Daraus ergeben sich weitere Fragestellungen z.B. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der rechtlichen Gestaltung dieses Modells.

Aber auch die gegenwärtige Situation rund um Trennungen und Scheidungen ist immer wieder Thema: So werden wir z.B. auf unserem 11. Familienkongress, der am 17. und 18. November in Halle stattfindet, auf das Gutachterwesen an Familiengerichten fokussieren.

Was wünscht Du Dir für die Demo 2012

Ich wünsche mir, dass bei guten Wetter viele Demonstranten zum Hauptbahnhof kommen und wir eine abwechslungsreiche und rundum gelungene Demo erleben, die weit über die Teilnehmer hinaus in unserer Gesellschaft wahrgenommen werden wird.