Durch Eltern-Kind-Entfremdung missbrauchte Kinder leiden häufig im Verborgenen. Politik, Fachkräfte und auch die Öffentlichkeit schauen weg, sind sich der Tränen, die diese Kinder im Verborgenen weinen, nicht bewusst. Hierauf weist das Aktionsbündnis »Genug Tränen!« anlässlich des Internationalen Tags der Eltern-Kind-Entfremdung am 25. April hin und fordert endlich ein Umdenken.
Lenny sitzt in sei nem Kinderzimmer. Er weint, heimlich. Lenny wurde von seinem Vater entfremdet. Darüber sprechen kann er nicht, sonst bekommt er Ärger mit seiner Mutter. Jugendamt und Familiengericht haben Lenny nicht geholfen. Er hätte seinen Papa gerne gesehen, nur seine Mama wollte das nicht. Lenny ist allein, aber beileibe kein Einzelfall. Auch Omar vermisst seine Mutter, Anna ihren Papa und es gibt zehntausende Kinder, denen es ebenso geht. Sie leiden unter Eltern-Kind-Entfremdung, einer Form psychischen Missbrauchs. Mit »Genug Tränen!« machen wir auf das Schicksal dieser Kinder deutlich aufmerksam.
Dr. Charlotte Michel-Biegel, die als Sachverständige für Familiengerichte mit diesen Kindern arbeitet, erlebt, wie es den betroffenen Kindern geht. Sie sagt: »Wenn wir in der trügerischen Annahme, ›das Kind müsse zur Ruhe kommen‹ einen geliebten und erziehungsfähigen Elternteil aus dem Leben von Kindern entfernen, liefern wir diese Kinder ständig Konflikten aus, bis hin zum Missbrauch. Was fehlt, ist das Bewusstsein, dass dem Kind damit Schaden zugefügt wird.« Ähnlich sei dies vor Jahrzehnten noch mit körperlicher Gewalt gewesen, welche lange als »Erziehungsmittel« verharmlost wurde und heute zu Recht nicht mehr hingenommen wird.
»Genug Tränen!« macht auf diese Kinder aufmerksam. Seit November 2021 haben sich bereits mehr als 5000 Unterstützer angeschlossen. Auch Politiker wurden aktiv befragt, was diese gegen Eltern-Kind-Entfremdung unternehmen werden. Die Antworten waren erschreckend, kaum einer war sich der Problematik bewusst. Häufig wurde ein Zusammenhang zur umstrittenen Frage des Wechselmodells / Doppelresidenz hergestellt, was am Thema vorbei geht oder auf Ideen zur besseren Beratung von Eltern setzt. »Mit Unkenntnis oder Desinteresse wird man von Eltern-Kind-Entfremdung betroffenen Kindern nicht helfen können«, mahnt Dr. Michel-Biegel an. Es brauche eine offene Diskussion, das Thema müsse aus der »Scham-Ecke« heraus. Kinderschutz dulde kein Schweigen.
Seit 2006 wird jedes Jahr am 25. April am Internationalen Tag der Eltern-Kind-Entfremdung der Kinder und Eltern gedacht, die diesem Missbrauch, der oft lebenslang zu psychischen Problemen führt, ausgesetzt waren und sind. Die Kampagne »Genug Tränen!« informiert und klärt zu dem Thema auf, um Kinder zukünftig besser zu schützen. In Deutschland wird bisher kaum etwas gegen Eltern-Kind-Entfremdung unternommen, sie wird viel zu häufig von den Institutionen sogar noch unterstützt, obwohl sogar der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Eltern-Kind-Entfremdung 2019 als emotionalen Missbrauch anerkannt hat und staatliche Behörden verpflichtet sind, diesen zu verhindern.
»Genug Tränen!« fordert mit dem Hashtag #2023istschluss zur Beseitigung dieses Missstands auf. Die Zeichnung der Petition, Spenden oder aktive Mitwirkung helfen uns dabei. Auf der Kampagnenwebsite sind Materialien für eigene Aktionen, werbende Unterstützung und zur allgemeinen Information bereitgestellt: www.genug-traenen.de