Und wieder beginnt ein Märchen mit einem Frosch aus dem Brunnen des Lebenswassers und mit dem Wunsch nach einem Kind. Uns so öffnet sich der Vorhang für Dornröschen, weil sich im Märchen Wünsche erfüllen. Die Freude ist groß und so wird ein wunderschönes Wiegenfest vorbereitet. Selbst die Tugenden in Form von Feen sind dazu eingeladen. Die Gästeliste bleibt unvollkommen, vergessene Segenswünsche kehren sich in einen Fluch.
Probleme lassen sich nicht unter dem Teppich kehren oder irgendwie verstecken. Sie bleiben ja noch im Verborgenen und sind zwar nicht sichtbar aber trotzdem vorhanden. Erwachsenwerden bedeutet auch sexuelle Reife. Sexualität wurde lange tabuisiert, bis Sigmund Freud uns dieses menschliche Thema wieder erfolgreich auf den Bewusstseinstisch gelegt hat. Welche Tabus gilt es heute bewusst zu machen?
Zeiten der Erstarrung gab und gibt es immer wieder und dies ist wohl die verborgene Weisheit dieses Märchens. Wir leben in einer Zeit, des vorgetäuschten Wachstums und der Betriebsamkeit, Erstarrung, Hilflosigkeit und Ohnmacht werden heute total ausgeblendet. In erstarrten, kalten Zeiten müssen die Macher dieser Erde die Dinge geschehen lassen ohne Einfluss nehmen zu können. So wie z.B. den Zeiten des Kalten Krieges mit all ihren Themen (einer Form der Erstarrung) die Vereinigung beider deutscher Staaten folgte, so wächst Dornröschen im Schlafe über sich hinaus und neue Themen rücken ihr nahe.
Dornröschen kann nur aus dieser Erstarrung wach geküsst werden. Es muss aber der richtige Mann sein. Die Hecke ist das Tor zum Erwachsenwerden. Die Rosen demonstrieren eindrucksvoll diese Reife und der richtige Prinz findet zur richtigen Zeit auch seinen Weg in den Turm, um diese kleine Welt wach zu küssen. Mit einem Liebesakt wird die erstarrte Welt wieder freigesetzt und ein neues Fest kann gefeiert werden.
[http://www.vafk-sa-mitte.de/radio/html/sendevorschau.html|Weiterlesen]