„Kein Kind ist je daran gestorben“

Über die männliche Beschneidung zu diskutieren fällt derzeit offensichtlich nicht schwer - zumindest mangelt es nicht an Beiträgen. Sich über ihre Geschichte zu informieren ist allerdings fast unmöglich. So einfach der Widerspruch zwischen den Rechten auf freie Religionsausübung und körperliche Unversehrtheit heute zu verstehen ist - so unverständlich ist es, wie es zu diesem Ritual gekommen ist. Faszinierend ist besonders der Widerspruch zwischen der Rigidität, mit der in den menschlichen Körper eingegriffen wird, und der Sensibilität für dessen Verletzlichkeit: Im Judentum folgt die Beschneidung einem so wichtigen Gebot, dass es selbst die Arbeitsverbote zum Sabbath oder am höchsten Feier- und Fastentag Jom Kippur aufhebt: Am achten Tag müssen die Jungen beschnitten werden. Ist der Säugling allerdings geschwächt oder gar krank, muss gewartet werden, bis er genesen ist. Nur gesunde Körper werden verletzt.