Die renommierte Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar, Monika Ebeling, soll entlassen werden. Die hauptberufliche Leiterin eines Kindergartens hatte in ihrem Amt als städtische Gleichstellungsbeauftragte Furore gemacht, indem sie sich für eine gleichberechtigte Teilhabe von Vätern an der elterlichen Erziehungsarbeit aussprach und sich als aktives Mitglied antifeministischen Vereinen wie „Agens e.V.“ anschloss, die für Männerrechte kämpfen. Ihren Standpunkt hatte sie in ihrer amtlichen Funktion als Gleichstellungsbeauftragte Goslars auch publizistisch vertreten.
Ihre Frage im Blog des Männerrechtlers Arne Hoffmann „Ist die Frauenbewegung ‚rechts‘, Herr Gesterkamp?“ erregte ebenso Aufsehen wie ihre Mitautorenschaft in „Kinderherz“, einer Textsammlung des Männerrechtlers und Vorstands des Männerrechtsvereins „Agens e.V.“ E. Kuhla und des pensionierten Familienrichters J. Rudolph, der sich einen Namen als Erfinder des „Cochemer Modells“ machte, das das gemeinsame Elternsorgerecht fördert. Interviews, die auf Internetplattformen wie youtube zu sehen oder in Newslettern, Rundbriefen zu lesen sind, sorgten ebenfalls dafür, dass Monika Ebeling zur Ikone der Väterrechtler wurde.
Einige Zeit sah man in Goslar zu, wie sie ihren Ruf als antifeministische Gleichstellungsbeauftragte mit Leben ausfüllte, sich gegen radikalen Feminismus im Stile „Emma“-Alice Schwarzers aussprach und ihren eher ungewöhnlichen Weg im engen Verbund mit der Männerrechtsbewegung ging.
Ein Weg, der Monika Ebeling an die Seite der jungen CDU-Familienministerin Kristina Schröder führt, deren politische Maxime auf eine Abschaffung der vaterlosen Gesellschaft zielt und Jungen wie Männern mehr Raum in der Gleichstellungspolitik zubilligt.
Ein Weg, der für frauenzentrierte Politik freilich kein Weg ist und die Bundesfamilienministerin ebenso in den Kritikhagel der LINKEN, GRÜNEN und SPD stellt wie die Gleichstellungsbeauftragte Goslars.
In Goslar schossen die Frauenschutz als Geschlechterkampf praktizierenden LINKEN im Oktober 2010 erstmals mit der Forderung scharf, die Gleichstellungsbeauftragte solle sich im Stadtrat der „anhaltenden Kritik an ihrer Arbeit“ stellen, die aus Netzwerken, Frauenverbänden und Öffentlichkeit geübt werde.
Im Februar 2011 nutzten die LINKEN die Gunst der Stunde, die ihnen mit der nahe bevorstehenden Abwahl des wegen einer Dienstwagenaffäre in Misskredit geratenen SPD-Oberbürgermeisters schlug und stellten, quasi in einem Aufwaschen, einen nicht näher begründeten Antrag auf Entlassung auch der SPD-Gleichstellungsbeauftragten.
Die Begründung, teilte der Vorsitzende mit, folge mündlich nach. Auf jeden Fall solle bis Ende Juni 2011 eine „verwaltungsinterne Besetzung“ oder eine Neubesetzung der Stelle durch öffentliche Ausschreibung erfolgen.
„Mündlich“, das war dann die Bürgerfragestunde im April 2011, in der als Skandal auf den Tisch kam, dass die offizielle Homepage der Stadt Goslar mit der Webseite einer Väterselbsthilfegruppe, dem „Väternotruf“, verlinkt war.
Diese Seite sei frauenfeindlich, hieß es. Sie verbreite strafrechtlich relevante Diskriminierungen führender Politiker und fordere zur Wahl der Piratenpartei auf. Die Stadt habe sich dadurch verbotenerweise der Wahlpropaganda schuldig gemacht.
Monika Ebeling wurde eindeutig als Urheberin des Ärgernisses definiert und beschuldigt. Damit schien das Maß voll.
Wer den Link zum „Väternotruf“ entfernte, ist umstritten. Sowohl die Gleichstellungsbeauftragte als auch der Erste Stadtrat beanspruchen das Erstlingsrecht für sich. Fest steht die Empörung im Rathaus und dass der seit Februar laufende Antrag der LINKEN auf Entlassung der Frevlerin wiederholt wurde.
In einer Stellungnahme gegenüber Michael Knuth, einem als kritisch bekannten Blogger der Väterrechtsbewegung, wurde bekannt, man sei „über viele Gespräche in vielen Monaten“ zu dem Schluss gekommen, den „Antrag auf Abberufung“ zu stellen.
Die Phalanx der Verteidiger Monika Ebelings ist breit.
Ihre Weggefährten aus der Väterrechtsbewegung geben ihr Bestes, um sie zu schützen und zu stützen und durch Kommentare meinungsbildend gegen die Entlassung zu wirken.
Wie Monika Ebeling in ihrem eigenen Blog erklärt, sieht sie die Situation in Goslar als „exemplarisch für diese Grundsatzfrage“, ob „die Gleichstellungsbedürfnisse von Menschen oder die von Frauen im Mittelpunkt der Gleichstellungspolitik stehen“ und Gleichstellungsbeauftragte sich „ausschließlich um die Diskriminierung von Frauen kümmern und eng mit feministisch orientierten Frauen zusammenarbeiten“ sollten.
Für mich als Kinderrechteverfechterin ist Monika Ebeling eine der wenigen Gleichstellungsbeauftragten, die ich kenne, die das Geburtsrecht aller Kinder auf eine lebendige, unmittelbare Beziehung zu beiden Eltern schützt, indem sie Gleichstellung als echte, gelebte Gleichwertigkeit, Gleichrangigkeit und somit Gleichstellung von Mann und Frau versteht und praktiziert.
Leider ist das nicht politisch korrekt.
Gleichstellung im politisch gewollten Sinne ist Frauenförderung. Und „Frauenförderung ist der Entzug von Männerprivilegien“, wie man mir vor einiger Zeit im Bundesfrauenministerium erklärte. Passenderweise heißt dieses Ministerium offiziell „Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend“. Eine Name, der in diesem Fall Programm ist; und das Programm schließt Männer bereits in der Namensgebung aus.
Auf meinen Antrag, auch Männer in die Namensgebung einzuschließen, teilte man mir mit, dies sei nicht nötig; Männer bräuchten keine Förderung. Im Übrigen seien Männer im Begriff „Familie“ enthalten.
Aha!?
Schlussfolgert daraus, dass Frauen, Jugend und Senioren nichts mit „Familie“ zu tun haben?
Ich versuchte es auch mit einer Petition an den Deutschen Bundestag. Mein Anliegen war die Gleichstellung von Müttern und Vätern im Grundgesetz. Dort wird zwar Frauen und Müttern der Schutz der Solidargemeinschaft des Staates garantiert, nicht aber Vätern. In Zeiten politisch gewollten und forcierten Genderismus‘ und der wachsenden Anzahl allein erziehender Väter eine längst nicht mehr passende, auch Kinder benachteiligende Ungleichstellung der Geschlechter!
Eine Entscheidung erging schnell und abschlägig: Eine Einbeziehung von Vätern in den gesetzlichen Schutz der staatlichen Solidargemeinschaft stelle eine abzulehnende Benachteiligung von Frauen und Müttern dar.
Eine echte Gleichstellung von Vätern mit Müttern, Frauen mit Männern scheint die alle politische Parteien durchziehende kommunistisch-sozialistische Heilslehre zur „Frauenbefreiung vom Familienjoch“ zu gefährden. Frauen müssen anscheinend als Dauer-Opfer vorgeführt werden, um den permanenten politisch gewollten und vehement geführten Geschlechtermachtkampf zu rechtfertigen.
Politische Parolen wie „Väter sind Täter“ haben seit Jahrzehnten die Vaterlosigkeit der Gesellschaft und die Zerstörung von Familien als vermeintliche Enklaven der Frauenunterdrückung und des Kindesmissbrauchs gefördert. Schlagworte wie, Mädchen würden erst durch Penetration zur Frau gemacht, Jungen aber „mit Tatwaffe geboren“, haben Jungen- und Männerfeindlichkeit erzeugt. Mädchen und Frauen „stark“ zu machen, wurde zur Ehrenaufgabe vom Kindergarten bis zur Frauenquote.
Das Recht aller Kinder auf ihre eigene Vollfamilie kam bei politisch korrekten Gleichstellungsberatungen im Sinne der üblichen Frauen/Mütterförderung zu kurz. Es wurde zumeist dem politischen Ziel der „industriellen Familie“ nach dem Vorbild des „roten“ Friedrich Engels und seiner kommunistischen Epigonen geopfert.
Und nun kommt eine wie Monika Ebeling daher und wagt es, diesen alten Zopf der Frauenvorrechtsbewegung abschneiden, den feministischen Machtkampf beenden, ja, die ganze Gesellschaft durch echte Gleichstellung der Geschlechter verändern zu wollen.
Sie wagt es, indem sie sich paritätisch für Männer und Frauen, Väter und Mütter einsetzt und mit der Webseite „Väternotruf“ auch eine Selbsthilfegruppe für Väter in ihr Beratungsangebot zur Gleichstellung zu integrieren versucht hat. Welch ein Affront gegen politische Maxime, die zum
Beispiel im Parteiprogramm der SPD mehr Menschlichkeit durch die Überwindung des Männlichen erzeugen will und deren ehemalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt mir erklärte: „Familie ist, wenn alle aus einem Kühlschrank essen.“
Monika Ebelings Gleichstellungsarbeit hatte Goslar zum Vorreiter eines gesellschaftlichen Wandels hin zu mehr Eltern fürs Kind, auch nach elterlicher Trennung und Scheidung, gemacht. Ihre Entlassung würde die rote Laterne der ewig Gestrigen entzünden.
©Karin Jäckel, 22. 4. 2011
Fußnoten:
http://geschlechterdemokratie.wordpress.com/2011/04/15/abberufung-beantragt/#comment-133
http://arnehoffmann.blogspot.com/2010/11/monika-ebeling-ist-die-frauenbewegung_25.html
www.vaeternotruf.de
www.agens.de
http://femokratie.com/tag/monika-ebeling-dittmer/
http://geschlechterdemokratie.wordpress.com/2011/04/19/den-weg-frei-machen/