Stellungnahme zum Beitrag "Angst spielt hier keine Rolle"

Beiträge im Deutschlandradio, SWR und WDR unter falscher Verwendung/Kontextierung von Aussagen des VAfK-Bundesvorstandsmitglieds Markus Witt - manipulativer Zusammenhang mit der Studie zum Familienrecht von Wolfgang Hammer?

Erstmals am 15.03.2022 wurde im Deutschlandradio das Feature „Ihre Angst spielt hier keine Rolle“ von Marie von Kuck ausgestrahlt. Es ging um die Gewaltbetroffenheit von Müttern insbesondere im Kontext von Trennung und Scheidung.

Mit Verärgerung musste ich zur Kenntnis nehmen, dass dort auch Wortbeiträge von mir verwendet wurden. Wortbeiträge, die in einem völlig anderen Zusammenhang getroffen wurden und die zur Weiterverwendung in diesem Kontext nicht nur nicht freigegeben, sondern in einem völlig anderen Zusammenhang angefragt wurden. Im Vorfeld wurde versucht, dies mit dem Deutschlandradio (und den das Feature mit verwendenden Sendern SWR und WDR) zu klären und richtig zu stellen. Leider erfolglos. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, die Umstände, wie es zu diesen Aussagen kam, öffentlich zu machen, um auch Dritten die Möglichkeit zur eigenen Meinungsbildung zu ermöglichen. Dem ursprünglichen Kontext entrissen scheinen sie gezielt missbraucht, lediglich um einer jüngeren Veröffentlichung den Weg zu ebnen. Mit breiter Medienunterstützung publizierte Herr Dr. Wolfgang Hammer Anfang April seinen Beitrag „Familienrecht in Deutschland“, an dem wiederum breiteste Kritik auch von fachlicher Seite bereits geübt wird.

Nachfolgend daher die Darstellung, wie es zu meinen Aussagen, zu denen ich in ihrem ursprünglich abgestimmten Kontext uneingeschränkt stehe, gekommen ist.

Am 31.08.2020 wurde von Frau von Kuck und ihrem Kollegen Charly Kowalczyk ein mehrstündiges Interview mit mir zum Thema Kindesunterhalt geführt. Nach dem eigentlichen Interview liefen die Aufnahmegeräte noch weiter. Der Beitrag wurde dann unter dem Titel „leeres Konto, leeres Sparschwein“  veröffentlicht.

Am 04.01.2022 fragte Frau von Kuck per E-Mail an, ob sie damalige Passagen für ein aktuelles Stück verwenden dürfe. Die Anfrage bezog sich auf die „Cochemer Praxis“ und wurde wie folgt gestellt:

„Während dieser Recherche (z.B. auch durch Sie) - wurden wir damals auf die unhaltbaren Zustände an den Familiengerichten beim Kindschaftsrecht aufmerksam gemacht. In meiner nächsten Sendung im Deutschlandfunk möchte ich das Thema nun zur Sprache bringen. Sie hatten uns damals im Interview das Cochener Modell erklärt.

Meine Frage: Darf ich den Interview-Ausschnitt dazu im neuen Feature verwenden? Ich habe natürlich auch schon ein langes Interview mit Jürgen Rudolph dazu gemacht, der das Prinzip auch ausführlich erklärt - aber Sie, Herr Witt, waren der erste, von dem ich davon erfahren habe. Und das würde ich evtl. gern in der Sendung erzählen wollen, denn ich glaube, es ist ein Interessanter Aspekt dabei, dass Sie, als große Väter-Initiative, die CP bejaen und sich wünschen.

Und noch eine Frage: Gibt es von Seiten Ihres Vereins Anstrengungen, die Cochener Praxis z.B. Richtern und anderen Verfahrensbeteiligten näher zu bringen?

Oder zum gesetzlichen Standart zu machen?
Falls ja, - welche Erfahrungen machen Sie dabei?
Wie steht es Interesse daran? Wie erleben Sie das?

Sie sagten damals im Interview, dass man in einigen Regionen Deutschlands versuchen würde, die Cochener Praxis - so gut wie unter den derzeitigen Bedingungen möglich- umzusetzen? Können Sie mir sagen, wo?“


Im Zuge dieses dargestellten Kontextes wurden meine Äußerungen freigegeben. Es gab keinerlei Hinweise, dass es sich um einen Beitrag zum Thema häusliche Gewalt handle.

Es wird dann folgender Wortbeitrag von mir wiedergegeben:

„Das Kind hat keine anderen und es wird diese in der Regel dann auch lieben. Und selbst in Fällen, wo vielleicht tatsächlich Dinge passiert sind mit Gewalt, Missbrauch oder Ähnliches… - Man weiß, dass auch diese Kinder diesen Elternteil immer noch lieben. Da merkt man wie tief auch das drinne ist. Wenn Kinder sich entwickeln, brauchen sie Antworten. Nicht nur verbal. Und diese genetischen Antworten können tatsächlich auch nur die genetischen Eltern liefern.“


Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich hier um Ausführungen meinerseits, welche Sicht Kinder auf ihre Eltern haben, nicht um eine Positionierung von mir oder dem Väteraufbruch für Kinder e.V. zum Thema häusliche Gewalt, welche unter keinen Umständen als Lösung oder überhaupt nur tolerierbar gesehen wird.

Aus diesen obigen Worten zieht Frau von Kuck dann den Schluss:

So wundert es auch nicht, dass der Gewalttäter aus mindestens einem der hier porträtierten Fälle Beratung und Unterstützung beim Väteraufbruch für Kinder gesucht hat.“


Gegen diesen konstruierten Zusammenhang unter Vernachlässigung jeglicher journalistischer Grundsätze verwehren wir uns ausdrücklich.

Unser Verein ist eine ehrenamtliche Selbsthilfeorganisation, bei der seit 1988 Jahr für Jahr tausende von hilfesuchenden Vätern und Müttern Rat und Unterstützung in unseren Kreisvereinen suchen. Bei uns kommen Elternteile in verschiedensten Situationen in die Beratung. Selbst wenn in Einzelfällen tatsächlich gewalttätig gewordene Elternteile uns hinzuziehen, lässt dies keinen inhaltlichen Rückschluss auf die Haltung unseres Vereins zu. Unsere Türen sind zum einen für jeden offen, zum anderen ist es durchaus zu begrüßen, wenn Elternteile ihr Verhalten reflektieren und unter Umständen auch Initiative zeigen, ihr Verhalten zukünftig zu verändern. Ob dies erfolgreich war und welche Regelungen letztlich im Interesse des Kindes getroffen werden müssen, obliegt den Familiengerichten.

Wir haben klare Beratungsrichtlinien, kennen die Grenzen unserer Beratung und versuchen die Eltern darin zu unterstützen, ihr Handeln auf die Bedürfnisse der Kinder und eine Deeskalation auf der Paarebene auszurichten. Einige unserer Kreisvereine sind Träger der freien Jugendhilfe und Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtverband, arbeiten teils auch aktiv mit Frauenhäusern zusammen und engagieren sich in der Gewaltprävention. Wir verwehren uns ausdrücklich gegen dieses äußerst manipulative Bild, welches von Frau von Kuck von unserem Verein konstruiert wurde. Inwiefern die weiteren im Beitrag einbezogenen Protagonisten der Jugendämter sich hier zutreffend wiedergegeben sehen oder über den tatsächlichen Kontext des Stückes informiert wurden, entzieht sich unserer Kenntnis.

Zu befürchten ist, dass dieser Beitrag Teil einer seit Monaten geführten Desinformationskampagne ist, welche die Veröffentlichung von Dr. Hammer, „Familienrecht in Deutschland“, vorbereiten sollte. Seit wir Mitte November 2021 gemeinsam mit anderen Verbänden die Kampagne „Genug Tränen!“, welche den psychischen Missbrauchs von Kindern durch Eltern-Kind-Entfremdung (EKE) thematisiert, gab es in kurzer Folge zahlreiche Medienbeiträge, welche versuchten, EKE als nicht existent und unwissenschaftlich darzustellen (trotz rund 1.300 wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu dem Thema und u.a. der Anerkennung als psychischem Kindesmissbrauchs durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte).

Folgende Beiträge wurden offenbar gezielt platziert:

  • 26.11.2021 Frankfurter Rundschau, Katrin Langhans, „Gewalt und Missbrauch: Wenn Behörden Müttern ihre Kinder wegnehmen“
  • 15.12.2021 Frankfurter Rundschau, Claudia Kabel, „Verdacht der Misshandlung: Mutter kämpft um ihr Kind“ und ein Interview mit Ludwig Salgo „Interview zum Sorgerechtsstreit: Man nimmt dem Kind alles“
  • 11.01.2022 NDR Panorama 3, Katrin Kampling, „Zu enge Mutter-Kind-Bindung? Staat nimmt Kinder weg“, u.a. mit Wolfgang Hammer
  • 09.02.2022 Hannoversche Allgemeine, „Was macht es mit Trennungskindern, wenn sie unter Zwang zum anderen Elternteil müssen?“ im Interview mit Ludwig Salgo
  • 15.03.2022 MDR Umschau, Christine Cichy, „Sorgerechtsfälle – Entscheidungen gegen den Willen des Kindes“, u.a. Interview mit Ludwig Salgo
  • 15.03.2022 Deutschlandradio, Marie von Kuck, „Ihre Angst spielt hier keine Rolle


Alle diese Beiträge bedienen die in Hammers Anfang April zusammen mit drei Alleinerziehendenverbänden publizierten Narrative. Zu einigen Fällen liegen uns Informationen vor, dass berichtete Sachverhalte nicht zutreffend sind. Hierüber informierte Sender oder Redaktionen haben die Kontrolle jedoch jeweils den veröffentlichenden Redakteuren überlassen, eine Selbstkontrolle innerhalb der Medien scheint in diesen Fällen nicht stattgefunden zu haben. Wir möchten ausdrücklich betonen, dass wir insbesondere in diesen Zeiten eine freie, kritische und unabhängige Presse äußerst wertschätzen. Die hier im ersten Schritt dargelegten Umstände geben aber Anlass zur Sorge, dass gerade dies hier nicht der Fall sein könnte.

Über weitere Zusammenhänge werden wir in den nächsten Tagen unter Anführung weiterer Fakten informieren.