In seinem Eingangsbeitrag berichtete Reinhard Prenzlow wie es in seiner jahrzehntelangen Arbeit als Verfahrensbeistand möglich war, die Bedarfe und Wünsche der betreuten Kinder und Jugendlichen auch bei streitenden Eltern in das familiengerichtliche Verfahren einzubringen und so ihnen den Kontakt zu beiden Eltern zu erhalten.
Rechtsanwältin und Mediatorin Sabine Hufschmidt führt seit vielen Jahren erfolgreich außergerichtliche Familienmediationen durch und entwickelt mit Trennungseltern Betreuungsarrangements für die Kinder für den Kontakt zu beiden Eltern.
In vier Workshops beschäftigten sich die Teilnehmer*innen mit den Anforderungen an die Erziehungsfähigkeit von Trennungseltern um diese bei der Bewältigung der elterlichen Trennung zu unterstützen. Vertieft wurden die unterschiedlichen Ansätze und Möglichkeiten von Familienmediationen. Die Vorgaben der UN-Kinderrechtskonvention bei der Gestaltung des „Familienlebens“ nach Trennung durch getrennt, gemeinsam erziehen und kooperative Elternschaft. Dabei kommt es darauf an, dass Trennungskinder vor Loyalitätskonflikten mit ihren Eltern und vor Parentifizierung bewahrt werden, um sich mit Unterstützung beider Eltern gesund entwickeln zu können. Erstmalig beschäftigte sich ein Workshop mit dem Thema der Selbstfürsorge von besonders von Konflikten und Streitigkeiten betroffenen Trennungseltern. Dabei wurde festgestellt, das „künstlerische Betätigung“ ein Mittel sein kann, um die psychische Gesundheit zu erhalten.
Unter dem Titel „Übern Tellerrand geschaut“ berichtete Dr. Marianne Brück über den Stand der Wissenschaft und des Familienrechts im weltweit internationalen Vergleich. Ziel und Verfahren in Ländern wie Israel, Belgien und einzelnen Staaten der US ist es - entsprechend des UN-Kinderrechtes - den Kindern und Jugendlichen durch gesetzliche Regelungen und Unterstützung von Anfang an und nach Trennung die Beziehung und Bindung zu beiden Eltern zu sichern.
Abschließend befasste sich der Familienkongress mit dem Thema welchen Einfluss die Trennung der Eltern auf die Biographie betroffener Kinder hat. „Wir erwachsenen Trennungskinder“ zeigten in sehr persönlichen Berichten wie sich ihr Leben vor, während und nach der Trennung ihrer Eltern entwickelt hat. Aus der Replik und der persönlichen Reflexion wurde deutlich, dass die Trennung der Eltern - selbst bei positiver Bewältigung - einen lebenslangen Einfluss hat. Fortbestehende Konflikte und Elternstreit führen zu erheblichen Beeinträchtigungen bei der Gestaltung des eigenen Lebens, der Gesundheit und in Partnerschaften.
Während die teilnehmenden Professionen aus Beratung, Begutachtung, Mediation und rechtlicher Vertretung zahlreiche Hinweise zur Notwendigkeit kooperativer Elternschaft zum Wohle der betroffenen Trennungskinder erhielten war es für die anwesenden in Trennung lebenden Mütter und Väter besonders hilfreich ihren Blick auf ihre und ihre Familiensituation erweitern zu können.
Mit Blick auf die zahlreichen Defizite bei der Beratung und Begleitung von Trennungskindern und ihren Familien wird der Väteraufbruch für Kinder e.V. im nächsten Jahr unter dem Thema: Kindeswille und Kindeswohl - besser „Childrens best interesst“ - den nächsten Familienkongress anbieten.