Väter demonstrierten in Berlin für gemeinsames Sorgerecht

Unter dem Motto „Schluss mit Vätern zweiter Klasse“ forderten die Demonstrierenden, dass nicht miteinander verheiratete Eltern das Sorgerecht ab Geburt ihrer Kinder gemeinsam ausüben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte vor einem halben Jahr geurteilt, dass die deutsche Regelung des Sorgerechts Väter ohne Trauschein diskriminiert und ihr Grundrecht auf Familie verletzt. Ein erster Reformentwurf wird im Herbst erwartet.

Zum Auftakt der Demonstration traf die Fahrradtour Bodensee-Berlin ein. Willi Schöner war für seine Tochter Anna 1150 km quer durch Deutschland geradelt. Zusammen mit vielen anderen Mitradlern wurde er auf dem Alexanderplatz von den Moderatoren der Demonstration, Angela Hoffmeyer und Dietmar Nicolai Webel, begrüßt.

Emotionaler Höhepunkt war eine Kreideaktion vor dem Brandenburger Tor: Väter, Mütter und Großeltern, die seit langer Zeit keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern und Enkeln haben, schrieben die Namen ihrer Lieben auf den Boden des Pariser Platzes. „Das war das erste Mal“, meinte ein Demonstrant ergriffen , „dass ich in meiner Betroffenheit eine so überwältigende Solidarität gespürt habe.“

In seiner Abschlussrede auf dem Gendarmenmarkt machte der Bundesvorsitzende des Väteraufbruchs den Demonstrierenden Mut, dass es beim Sorgerecht einen Wandel in ihrem Sinne geben werde. Zuvor hatte Rainer Sonnenberger auf dem Alexanderplatz gefordert, die gemeinsame elterliche Sorge grundsätzlich an alle Eltern gemeinsam zu vergeben. Helge Messner kritisierte vor dem Bundesfamilienministerium, dass Eltern, die getrennt von ihren Kinder leben, in dem aktuellen Familienreport unberücksichtigt bleiben. Doris Hanke vom Kreisverein Dresden beschrieb vor dem Bundesjustizministerium den enormen Einfluss von „Erstfrauen“ und forderte einen besseren Schutz von „Zweitfamilien“.