Fachvorträge zum 30jährigen Jubiläum des VAfK-Frankfurt/M.
Der Fachtag stand unter dem Motto „Eltern-Kind-Bindung im Kreuzfeuer der Fachwelt“. Als Referenten konnte VAfK-Vorstandsmitglied Marcus Gnau die renommierten Fachanwälte für Familienrecht Josef A. Mohr und Margarete H. König aus München sowie den Sozialwissenschaftler Dr. Marc Serafin begrüßen.
Die beiden Anwälte analysierten eine aktuelle Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (1 BvR 1076/23) zur Eltern-Kind-Entfremdung und zum Konzept des Parental Alienation Syndrome (PAS). Sie zeigten die Schwächen dieser Entscheidung auf und machten deutlich, dass drei fachfremde Richter ein in der kinderpsychologischen Wissenschaft bekanntes Phänomen kurzerhand als nicht existent abgetan hatten. In der Fachwelt ist jedoch lediglich umstritten, ob es sich bei PAS um ein eigenständiges Syndrom mit Krankheitswert handelt. Das Phänomen selbst ist seit über 150 Jahren bekannt: Kinder können sich nach einer Trennung von dem nicht betreuenden Elternteil abwenden und den Kontakt abbrechen. Davon betroffen ist häufig auch die erweiterte Familie, wie zum Beispiel die Großeltern.
Dr. Marc Serafin, Sozialwissenschaftler und Lehrbeauftragter an der Katholischen Hochschule NRW, stellte den aktuellen Stand der Parental Alienation Theory vor. Er setzte sich kritisch mit den Einwänden gegen diesen konzeptionellen Ansatz auseinander und widersprach den Kritikern, die behaupten, Eltern-Kind-Entfremdung sei wissenschaftlich nicht belegt. Der langjährige Jugendamtsleiter verwies auf zahlreiche wissenschaftliche Studien der letzten vier Jahrzehnte, insbesondere aus dem anglo-amerikanischen Raum. Seine These: Diese finden im deutschsprachigen Raum vor allem deshalb wenig Beachtung, weil sie überwiegend auf Englisch veröffentlicht wurden.
