Kinder beteiligen – Verantwortung wahrnehmen! Aber wie?
Die UN-Kinderrechtskonvention regelt im Artikel 13, dass Kinder an allen sie betreffenden gerichtlichen Entscheidungen anzuhören und ihre Äußerungen zu berücksichtigen sind. Auch allgemein im Aufwachsen von Kindern wird von den Eltern erwartet, dass sie auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kinder eingehen. So gelingt vielen Eltern eine gute Beziehung zu ihren Kindern und Kinder können mit der Erfahrung ihrer Selbstwirksamkeit selbstbewusst aufwachsen. Klar ist dann aber auch, nicht alles was Kinder wollen dient zu ihrem Wohl, nicht jeder geäußerte Wille wird ihnen auch erfüllt.
Hintergrund dieser Auseinandersetzungen bei unterschiedlicher Interessen- und Willenslage zwischen Eltern und Kindern sind einerseits die elterliche Verantwortung ihr Kind vor Schaden zu bewahren und die fehlende Lebenserfahrung je nach Alter des Kindes. Sie können deshalb die Folgen ihrer Entscheidungen nicht absehen, da sich diese erst in der Zukunft zeigen.
Elterliche Verantwortung (im BGB Sorgepflicht genannt) bedeutet, dass sie als Erwachsene, die Entscheidungen treffen müssen (ggf. gegen den entschiedenen Willen ihres Kindes), die dieses aufgrund seiner Entwicklung noch nicht treffen kann. Und hier beginnt das Problem – nicht nur bei Trennung und Scheidung – wenn Eltern in entscheidenden Fragen unterschiedlicher Meinung sind.
Da Kinder nicht oder nur begrenzt für sich selbst sorgen können leben sie in Abhängigkeit; in der Regel abhängig von der Versorgung durch ihre Eltern, abhängig von denjenigen, die sie in Kitas und Schule erziehen und bilden. Abhängigkeiten beeinflussen die nicht nur die Wahrnehmung der eigenen Lebenslage, sondern auch der Entscheidungen um die Selbstsorge und den Eigenschutz. Deshalb verhalten sich Menschen – besonders Kinder – vor allem denjenigen loyal, von denen sie abhängig sind.
Kinder haben es besonders schwer bei in der Trennung streitenden Eltern Entscheidungen zu treffen und für ihr „Wohl“ zu sorgen; sie stecken in einem komplexen Dilemma, von Abhängigkeiten und Loyalität. Dabei wird ihnen Verantwortung aufgebürdet, der sie nicht gewachsen sind; Verantwortung, der sich Erwachsene oft nicht stellen (wollen).
Wir wollen auf dem Familienkongress deshalb der Frage nachgehen, wie Entscheidungen von Kindern zustande kommen? Welche Einflüsse Trennungs- und Elternstreit, welche Einflüsse Gewalterfahrungen, Vernachlässigung, fehlende Wertschätzung auf den Kindeswillen haben? Wie kann unter solchen Lebenslagen – unter Einbeziehung der Kinder – über deren Wohl entschieden werden? Wie können Loyalitätskonflikte und Parentifizierung der Kinder vermieden werden?
Hierzu haben wir erfahrene Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychologie und der Forensik eingeladen, um diese Fragen mit ihnen zu erörtern.