Im Haus von Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat man noch Träume. Vor allem einen, den die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer einst auf die Formel brachte, "die Hälfte der Welt" gehöre den Frauen – "und die Hälfte des Haushalts den Männern". Dazu bekennt sich Schwesig, auch wenn sie beteuert, sie "würde das niemandem vorschreiben". Ein klein wenig annähern möchte sie die Lebenswelt der Deutschen diesem Ideal aber doch. Immerhin leisten Mütter hierzulande noch immer 90 Prozent der Erziehungszeit. Um das zu ändern, schmiedete die Ministerin ein familienpolitisches Werkzeug, auf das auch Arbeitgeber und Sozialverbände große Hoffnung setzten: das Elterngeld Plus. Vor einem Jahr, am 1. Juli 2015, trat es in Kraft. Wer seitdem ein Kind bekommt, kann zwischen Elterngeld Plus und Basiselterngeld wählen – und damit zwischen zwei Wegen, die ersten Jahre nach der Geburt zu gestalten. Doch im Interview warnt Expertin Irene Gerlach vor überzogenen Hoffnungen. Die Leiterin des Forschungszentrums für familienbewusste Personalpolitik der Uni Münster sagt, mit kleinem Werkzeug könne man eben keine große Veränderung bewirken.