Jubiläumskongress des Bundesvereins Väteraufbruch für Kinder: Kooperation durch Vernetzung

Der zehnte Familienkongress des Väteraufbruch für Kinder e. V. setzte die Tradition der jährlichen Kongresse in Halle (Saale) fort und war wiederum ein Meilenstein in der Entwicklung des Vereins von einer Selbsthilfeorganisation zu einem bundesweit anerkannten Fachverband.

Geburtstagskuchen

Plenum

Mittagessen

Podiumsgespräch

Rainer Sonnenberger und Dietmar Nikolai Webel

Verabschiedung

Das diesjährige Thema „Kooperation durch Vernetzung“ gestaltete sich als eine Mischung aus Fachvorträgen und Arbeitsgruppen mit dem Ziel, die ehrenamtliche Beratungsarbeit des Väteraufbruch für Kinder zu professionalisieren und die Zusammenarbeit mit anderen Selbsthilfeorganisationen sowie den familialen Institutionen und Fachverbänden zu intensivieren. Kooperation und Vernetzung setzt den offenen, konzentrierten Dialog voraus, daher war die Teilnehmerzahl begrenzt und die Veranstaltung mit 70 Teilnehmern so gut wie ausgebucht.

Dietmar Nikolai Webel, Initiator und Leiter der Familienkongresse des Väteraufbruch für Kinder, begrüßte die „Geburtstagsgäste“ gemeinsam mit Susanne Wildner, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Halle, die mit viel Engagement die Interessen von Frauen und Männern vertritt und der es zu verdanken ist, dass fast alle bisherigen Familienkongresse im Stadthaus zu Halle durchgeführt werden konnten. Nach dem Einführungsreferat „Der Väteraufbruch – Kooperation und Vernetzung“ des Bundesvorsitzenden, Rainer Sonnenberger, folgte ein Überblick des Münchener Familienrechtsanwalts Josef Mohr über den Stellenwert von Vätern in der Gesetzgebung und Rechtsprechung. Er kam zu dem Ergebnis, dass trotz aller Reformen Väter noch immer keine gleichberechtigten Elternteile sind. „Braucht man einen Vater?“ lautete provokativ der Vortrag der neuen Bundesvorsitzenden des Verbandes Anwalt des Kindes (VAK), Ulla Bundrock-Muhs, erweitert zur Frage, ob Kinder in der heutigen globalisierten, fremdgesteuerten Welt überhaupt noch Eltern brauchen. Die Antwort war ein klares JA – weder die Schule, die viel zu wenig Rücksicht auf die Situation von Trennungskindern nimmt, noch ein minimalistisch geregelter „Umgang“ mit einem getrennt lebenden Elternteil können Kindern das geben, was sie für ihre Entwicklung am nötigsten brauchen: Vater und Mutter, die wenn nicht als Paar so doch wenigstens als Eltern kooperieren und ihren Kindern Sicherheit, Geborgenheit und Werte mit auf den Lebensweg geben.

Nach einer Diskussionsrunde im Plenum stellten Vertreter der Kreis- bzw. Landesvereine Frankfurt/Main, Karlsruhe, Hamburg und Dresden die Beratungsarbeit des Väteraufbruch für Kinder vor. Dabei wurde deutlich, dass der Erfolg der Beratungsarbeit ganz wesentlich von den gesellschaftspolitischen und finanziellen Rahmenbedingungen und vom ehrenamtlichen Engagement Einzelner abhängt. In drei Arbeitsgruppen erörterten die Teilnehmer die Chancen und Grenzen der Beratung in einer Selbsthilfeorganisation, Möglichkeiten der Professionalisierung und Vernetzung der Beratungsarbeit innerhalb des Väteraufbruch für Kinder sowie Möglichkeiten der Vernetzung des Vereins mit anderen Selbsthilfeorganisationen, Fachverbänden und den familialen Institutionen nach dem Vorbild der Cochemer Praxis. Die Arbeitsergebnisse wurden am folgenden Tag im Plenum vorgestellt.

In einer weiteren Vortragsrunde berichtete Ulla Bundrock-Muhs über ihre „Erfahrungen in der Beratungsarbeit mit Vätern“, gefolgt von den Gedanken der Mediatorin Iris Berger über „Gerechtigkeit für Eltern und Kinder, wenn Paare sich trennen“, wobei sie auch das Leid von Großeltern in Trennungsfamilien beschrieb. Andreas Wilhelm vom Jugendamt Halle betonte in seinem Vortrag „Jugendamt – für Väter?“, dass das Jugendamt grundsätzlich bemüht ist, für Mütter und Väter gleichermaßen Ansprechpartner zu sein, dass eine gelingende Beratung allerdings gegenseitigen Respekt, Gesprächsbereitschaft und Kooperationsbereitschaft voraussetzt. Wenn ein Elternteil partout nicht kommunizieren und kooperieren will, bleibt dem Jugendamt nichts anderes übrig als den Weg zum Familiengericht zu empfehlen. Es folgte der Bericht aus der Praxis der Sozialarbeiterin Uta Meudner „Väter nach Totalabsturz – Arbeit mit Vätern in der JVA“, in dem sie die schwierige familiäre Situation der Betroffenen und Wege zur Rehabilitation darstellte.

Mit musikalischen „Kurzweil-Klängen“ zum Ausklang des ersten Kongresstages lud die Pianistin Maria Clara Thiele die Geburtstagsgäste nach dem wortreichen Tag für eine Stunde in die Welt der Töne ein.

Nach einer Andacht im Dom zu Halle am Sonntagvormittag wurde der Familienkongress fortgesetzt. Rainer Sonnenberger stellte das Modell des „Kooperationsmanager(s) als Starthilfe für Trennungseltern“ vor, der die bestehende Lücke zwischen deeskalativer außergerichtlicher Beratung/Mediation und eskalativer familiengerichtlicher Auseinandersetzung füllen und Eltern als gleichberechtigter Dritter im Bunde durch die Krise begleiten, an Blockaden hindern und statt dessen ihre Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit stärken soll, mit dem Ziel, ihre Elternautonomie wiederherzustellen und einvernehmliche Lösungen im Interesse der Kinder herbeizuführen. Es folgte ein Kurzreferat von Iris Berger „Lebendige Mediation bei Schwierigkeiten mit der elterlichen Sorge“, in dem sie Mediation als Weg zur Wiederherstellung der Balance beschrieb und von den Beteiligten Achtsamkeit, Respekt und Toleranz forderte.

Den Abschluss bildete wie bei den Familienkongressen üblich ein Podiumsgespräch mit den Referenten, als zusätzlicher Gast war Petra Sitte, MdB (DIE LINKE) anwesend. Es wurde festgestellt, dass der Aufbruch der Väter, der als Konsequenz der Emanzipation der Frauen folgte, zwar einige Meilensteine erreicht hat, jedoch noch nicht am Ziel einer gleichwertigen Elternschaft angelangt ist. Umso wichtiger ist die Kommunikation, Kooperation und Vernetzung aller Engagierten und Verantwortlichen, geht es doch schließlich um die Zukunft der Kinder und um die Zukunft unserer Gesellschaft!