Wir sind heute am Ende der Gleichberechtigung für Mütter angekommen. Weiter wird es nicht gehen. Warum? Weil es ohne die Väter nicht gehen wird. Wir müssen endlich anfangen, Väter als gleichberechtigte Elternteile auf Augenhöhe mit den Müttern zu betrachten und nicht nur als familiäre Hilfsarbeiter.
Während bei getrennten Familien wie selbstverständlich erwartet wird, dass sich die Mutter „alleine“ um die Kinder kümmert, müssen Väter ihre Fähigkeiten häufig erst beweisen. Für Mütter häufig belastend, für Väter deprimierend, gar diskriminierend. Dabei leisten Väter einen ebenso liebevollen wie wichtigen Erziehungsbeitrag für Kinder wie Mütter. Wir müssen die Familienform „getrennt erziehend“ in allen Gesetzesbereichen mit aufnehmen, denn diese ist weitaus häufiger zutreffend als „alleinerziehend“ und hat einen gänzlich anderen Förderbedarf.
Wir brauchen auch in Deutschland endlich eine Elternschaft auf Augenhöhe mit gemeinsamen Sorgerecht ab Geburt, unabhängig vom Beziehungsstatus der Eltern. Die Doppelresidenz als Leitbild für Familien – zusammenlebend und getrennt – ist die Wunschvorstellung von 77% der Bevölkerung – sollte sich die Politik dauerhaft dagegenstellen? Und lassen Sie uns ehrlich über den Begriff eines Leitbildes diskutieren und nicht mit den bewussten Fehlinterpretationen, mit denen immer wieder versucht wird, Angst und Verunsicherung zu schüren.
Und ja, wir müssen auch über Geld reden. Das Prinzip „einer betreut, einer zahlt“ ist überholt und frauenfeindlich, da es insbesondere Frauen in eine Position drängt, die von Alleinerziehung, Überlastung und Altersarmut geprägt ist und Väter aus der Beziehung zu ihren Kindern drängt. Kann es vom Gesetzgeber gewollt sein, dass es heute am günstigsten ist, sich nicht um sein Kind zu kümmern?
„Beide betreuen, beide bezahlen“ muss daher das Leitbild eines zeitgemäßen Unterhaltsrechts sein. Konkrete Vorschläge hierzu haben wir im Rahmen des Bündnisses doppelresidenz.org erarbeitet – Mütter und Väter gemeinsam, denn nur so lassen sich ausgeglichene und faire Lösungen finden.
Dabei müssen wir Eltern Wege in eine kooperative Elternschaft aufzeigen und sie unterstützen, anstatt sie in Sieger und Verlierer zu teilen – damit ist keinem Kind geholfen. Es darf nicht sein, dass Streit als Strategie und damit bewusste Schädigung von Kindern fast immer zum Erfolg führt und ja, dies ist heute in unserem Familienrecht der Fall. Notfalls müssen Eltern zu ihrem Glück auch gezwungen werden, z.B. durch verpflichtende Mediation, denn diese Einigungsversuche sind sie ihren Kindern schuldig.
Viel zu häufig stehen bisher vor allem die Egoismen und Gefühle der Eltern, nicht aber die Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt. Viel zu häufig verlieren Kinder den Kontakt zu einem geliebten Elternteil. In anderen Ländern ist eine solche Eltern-Kind-Entfremdung eine Straftat. In Deutschland wird sie meist mit alleinigem Sorgerecht, Macht über den anderen Elternteil und vollem Unterhaltsanspruch belohnt. Dies sind zu viele Motivatoren, einem Kind zu schaden.
Wie ernst die Situation ist, haben wir auch in unserem Alternativbericht zum 5. und 6. Staatenbericht zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland beschrieben, den ich Ihnen heute übergebe.
Wir brauchen nach Jahrzehnten des Stillstandes endlich ein zeitgemäßes und kindgerechtes Familienrecht – und wie seit über 30 Jahren sichern wir unsere konstruktive Mitarbeit und Unterstützung auf dem Weg dorthin gerne zu.