Ungleichgewichte beginnen früh
Schon im Bildungsbereich zeigen sich deutliche Unterschiede: Jungen sind in nahezu allen Schulformen die Verlierer des Systems – sie stellen rund zwei Drittel der Schulabbrecher und sind bei Hochschulabschlüssen deutlich unterrepräsentiert. Gleichzeitig fehlen in Kitas und Grundschulen männliche Bezugspersonen. Nur etwa 6 % der Erzieher und 12 % der Grundschullehrkräfte sind Männer – mit Folgen für Rollenvorbilder und Identitätsentwicklung.
Benachteiligungen setzen sich im Erwachsenenleben fort
Männer haben eine um fünf Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen, werden in der Prävention und Gesundheitsförderung kaum adressiert und sind häufiger von suizidalem Verhalten betroffen. Dennoch gibt es bis heute keine gezielte Männergesundheitsstrategie, wie sie für Frauen längst etabliert ist.
Auch im Familienrecht zeigen sich erhebliche Ungleichgewichte:
Unverheiratete Väter erhalten nach wie vor kein automatisches Sorgerecht, und im Trennungsfall verlieren viele Väter den regelmäßigen Kontakt zu ihren Kindern. Bei häuslicher Gewalt existieren bundesweit über 350 Frauenhäuser – aber kaum spezialisierte Schutzangebote für Männer, obwohl auch sie Opfer werden können.
Klischees statt Gleichbehandlung
Männer werden in öffentlichen Debatten häufig pauschal als Täter dargestellt – auch dort, wo differenzierte Betrachtung nötig wäre. So zeigt etwa die jüngste Diskussion um „führerscheinlose Unterhaltssäumige“, wie schnell komplexe Lebenssituationen auf Schlagworte reduziert werden. Der Väteraufbruch für Kinder kritisiert diese verzerrte Darstellung seit Langem und fordert mehr Sachlichkeit und weniger Feindbilder in der Geschlechterpolitik.
Förderpolitik einseitig aufgestellt
Eine aktuelle Auswertung der Fördermittelpolitik des Bundesfamilienministeriums zeigt, dass Projekte für Frauen und Gleichstellung ein Vielfaches der Mittel erhalten, die für Männer- oder Väteranliegen zur Verfügung stehen. Eine ausgewogene Gleichstellungspolitik müsste jedoch beide Geschlechter gleichermaßen im Blick haben und Benachteiligungen auf beiden Seiten abbauen.
Appell zum Weltmännertag
Der Väteraufbruch für Kinder e. V. ruft Politik und Gesellschaft dazu auf, Gleichstellung nicht länger einseitig zu verstehen. Wer echte Chancengerechtigkeit will, muss die Lebenslagen von Männern und Frauen gleichermaßen sehen – in Familie, Bildung, Gesundheit und Recht.
„Wir treten nicht gegen Frauenprojekte an, sondern für ein Miteinander auf Augenhöhe“, betont Bundesvorstandsmitglied Christoph Köpernick. „Eine moderne Gleichstellungspolitik erkennt, dass auch Männer Unterstützung brauchen – nicht als Konkurrenten, sondern als Partner in Verantwortung.“
